Geschichte

wie alles begann

Das Geburtsjahr unserer Musikkapelle konnte wie folgt festgestellt werden:

Ein kräftiger Trommler schlug das Fell der alten Trommel durch. Die Musikanten waren sehr erstaunt, als sie in der Trommel folgende Inschrift fanden:

1817 den 6. Mai wurde diese Truml neu gemacht, und zugleich die Musick errichtet vom ehemaligen Organisten zu Kappl, Johann Grissemann.“

Bis zu diesem Zeitpunkt wusste man in Kappl kaum, wie alt die Kapelle sein könnte. Über die erste Zeit ist wenig zu berichten. Vom vorigen Jahrhundert sind nur alte Musikantenerzählungen vorhanden, wie z.B. von Bartles Lois. Dieser erzählte, dass Schwöllers Heinrich aus Ulmich eine größere Musikkapelle zusammengestellt hatte.

vor 1875

Auf Befragen berichtete der damals über 90-jährige Altmusikant Gottlieb Petter „d’r kli Knaußa“, die alten Musikanten hätten erzählt, dass es vor 1875 nur ein paar Bläser gegeben habe, die bei Prozessionen gespielt hätten.

von 1875 bis 1938

1875 habe dann Heinrich Schwöllers, der bei einer Militärmusik in Bosnien gespielt hatte, die Musik nach dem Vorbild der Militärkapellen aufgestockt (halt viel kleiner!) und bis zu seinem Tode Ende der 80er-Jahre geleitet.

Nach dessen Tod übernahm Josef Alois Pfeifer von Oberhaus, „d’r groaß Stoffl“, die Kapelle und wirkte als Kapellmeister ungefähr 40 Jahre bis 1928. Auf dem Foto des Jahres 1905 sind 22 Musikanten sowie der damalige Volksschulleiter Zangerle, der manchmal dirigiert habe, abgebildet. Etwa ein Drittel der Musikanten seien damals Oberhauser gewesen. Die alten Musikanten von Oberhaus haben erzählt, dass sie vor dem Ersten Weltkrieg, während der Pfarrer bei den Prozessionen in Schmiedsegg das Evangelium gelesen habe, auf Kosten der Kirche im Gasthaus ein Bier trinken durften. Für seine langjährige Kapellmeistertätigkeit habe Josef Alois Pfeifer um 1910 von der Gemeinde einen Bauplatz in Diasbach erhalten, wo er dann eine Mühle und ein Elektrizitätswerk betrieb. 1928 wurde sein Sohn Franz Kapellmeister.

Im Jahre 1929 wurden 33 neue Trachten für Musikanten und zwei für die Marketenderinnen um einen Betrag von rund 6.000,– Schilling angeschafft. Auf dem Foto des Jahres 1929 ist der inzwischen „alte Stoffl“ noch mit dem Taktstock drauf, dazu 28 Musikanten und zwei Marketenderinnen. Franz Pfeifer leitete die Kapelle bis 1938. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich trat er mit etlichen anderen Musikanten aus der Kapelle aus.

von 1939 bis 1949

1939 übernahm der Zollwachebeamte Ernst Heiss das Kapellmeisteramt. Er leitete die Kapelle zunächst, bis 1943. Als er und der größere Teil der Musikanten in den Krieg ziehen mussten, war die Kapelle nicht mehr spielfähig. Ein Foto zeigt die schon zusammengeschrumpfte Kapelle etwa 1939/40 mit dem damaligen Gauleiter Hofer in Innsbruck.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, im September 1946, luden Bürgermeister Johann Siegele und Ernst Heiss zum Neubeginn ein. Neben „8 alten Musikanten“ meldeten sich auch 30 neue, von denen laut Kapellmeister Heiss „19 glücklich die Musikschule überstanden“. Am 26. Dezember 1946 rückte die Musikkapelle erstmals nach dem Krieg mit 27 Mann zum Namenstagsständchen für Bürgermeister Siegele aus. Der „Musikunterricht“ sei dann am 8. Februar beendet worden, und am darauffolgenden Tag habe der 1. Konzertabend im Hotel Post stattgefunden.

Nach einem Ausflug nach Ehrwald im Sommer 1948 kam es im Wirtshaus im Gföll zu heftigen Streitereien. Ernst Heiss trat als Kapellmeister zurück, ließ sich dann aber unter Bedingungen überreden, weiterzumachen. Es mussten aber fünf Musikanten und eine Marketenderin „abliefern und ausscheiden“. Heiss blieb noch bis Ende 1949 Kapellmeister.

seit 1950

In den letzten 65 Jahren hat es innerhalb der Kapelle keine großen Einschnitte gegeben. Es ist eine Zeit der stetigen Aufwärtsentwicklung der Kapelle. In einem kurzen Rückblick soll versucht werden, dies zu veranschaulichen sowie einen Einblick in die wesentlichen Tätigkeiten der Kapelle im Laufe der Jahre zu geben.

Die Ursache für das anhaltend große Interesse der Jugend an unserer und vieler anderer Musikkapellen ist in erster Linie eine bessere Ausbildung als früher. Bis ungefähr 1980 erfolgte diese fast ausschließlich vom Kapellmeister, in wenigen Fällen unterstützt von einigen Musikanten. Viele der oft in kurzer Zeit notdürftig ausgebildeten Jugendlichen, die zudem auf Instrumenten spielen mussten, die besser als „alte Schlumpen“ hätten bezeichnet werden müssen, schieden nach wenigen Jahren wieder aus. Während der Kapellmeistertätigkeit von Josef Wechner, 1965 bis 1995, sind insgesamt 132 ausgeschieden, über vier Musikanten pro Jahr.